1. April 2017

Rezension: So kalt wie Eis, so klar wie Glas

So kalt wie Eis, so klar wie Glas
Oliver Schlick
Ueberreuter Verlag
Erschienen am: 19.08.2015
Seiten: 384

Inhalt:
Als Coras Mutter plötzlich ums Leben kommt, zieht sie in ein kleines verlassen Dorf von dem sie zuvor noch nie gehört hat. Und zu einem Großvater von dessen Tod sie überzeugt war. Sie lässt ihr altes Leben hinter sich und beginnt ein Leben, das plötzlich eine ganz andere Richtung annimmt. Und da sind die reichen und hochnäsigen Mitschüler am Eliteinternat noch das geringste Übel. Cora erfährt, dass es Familientradition ist, das Handwerk des Kugelmachens zu erlernen. Fasziniert von den Schneekugeln beschließt sie das Erbe fortzusetzen und bittet ihren Großvater ihr das Handwerk zu lehren. Doch es steckt mehr hintern den hübschen Kugeln als sie ahnt und als dann noch ein Mord geschieht, beschließt Cora die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Zum Buch: 
Ich bin wirklich hin und hergerissen von dem Buch. Im Grunde hat es mir wirklich gut gefallen, aber wenn ich das ganze Revue passieren lassen, sind da doch viele Unstimmigkeiten, die mir aufstoßen.


Zunächst finde ich das Cover wirklich schön. Der Farbübergang von blau so orange wirkt sehr harmonisch und die einfach gestaltete Kugel verleiht dem Ganzen einen gewissen Reiz. Die Schneeflocken reflektieren sowohl den Titel, als auch ein Motiv des Inhalts wieder. Definitiv sehr hübsch anzusehen.

Die Idee hinter der ganzen Geschichte hat mich von Beginn an angelockt. Magische Schneekugeln, merkwürdige Wesen, ein verschneites kleines Dorf. Klingt alles sehr vielversprechend und die Einarbeitung der Mythologie und Märchen war auch gelungen. Allerdings denke ich, dass das ganze durchaus ausbaufähig ist. Das malerische und idyllische Dorf Rockenfeld wird zauberhaft beschrieben und der winterliche Touch gibt dem Dorf schon ohne Geschichte was magisches. Was aber das genaue Gegenteil von Rockenfeld ist, ist das Internat. So viel Dummheit, Aggressivität und Egomanie auf einen Schlag ist kaum zu fassen. Das weckt den Leser nach Passagen aus dem verschlafenen Dörfchen regelrecht auf.Und so sehr Cora sich versucht anzupassen, so richtig scheint sie nirgendwo dazu zu gehören.

Cora gehört nicht zu den alten Bewohnern des Dorfes, die jeden Klatsch kennen, aber auch nicht zu den versnobten Eliteschülern des Internats. Da ist es bewundernswert wie wohl sie sich in der neuen Heimat zu fühlen scheint. Cora ist sehr eigensinnig und tatkräftig mit einem Sinn für Sarkasmus. Eine recht angenehme Protagonisten, obwohl sie mir teilweise etwas emotionlos vorkam.

Der Lichtpunkt unter all den Schülern ist Grimm, Coras neuer und durchweg schwuler Freund. Ein Charakter mit Humor und der sich von den anderen deutlich abhebt und mit seinem neugierigen Wesen Schwung in das Ganze bringt.
Für Schwung sorgt auch Elsa, die Cora beherbergt. Tollpatschig, liebevoll und sehr... hungrig zieht sie Cora durchs Dorf und in die neue Welt.
Insgesamt gibt es viele Nebencharaktere, die allesamt sehr eigen sind. Einer extremer als der andere und ich glaube sofort, dass es so Menschen gibt. Dass aber alle auf einmal in einem Dorf leben ist dann doch etwas unrealistisch. Mir fehlen einfach ein oder zwei normale Charaktere, die alle auf den Boden der Tatsachen zurück holen.


Ein Minuspunkt für mich war die Liebesgeschichte. Ich konnte sie einfach nicht fühlen. In der einen Szene war er einfach ein attraktiver, mysteriöser Fremder und der nächsten, ohne dass etwas passiert ist, ist er plötzlich die unsterbliche Liebe? Mir fehlte die Verbindung zwischen den beiden und auch die Gefühle kamen hier ziemlich kurz. Wahrscheinlich wäre die Geschichte auch gut ohne Liebe ausgekommen.

Die Geschichte rund um die Schneekugel war interessant und ganz was neues. Die Einflechtung von Märchen hat mir sehr gut gefallen und bis zu einem gewissen Punkt war es auch geheimnisvoll. Man wusste nicht so richtig worauf es hinausläuft. Aber als das große Geheimnis gelüftet war, war es doch ziemlich vorhersehbar. Enttäuschend war der große Schluchtkampf, der eigentlich ziemlich mickrig und unspektakulär ausgefallen ist. Etwas mehr Action wäre doch wünschenswert gewesen. 

Fazit: 
Die Idee ist wirklich toll und für zwischendurch ist das Buch auch schön, würde es aber nicht nochmal lesen. Die Geschichte hat einen grandiosen Grundgedanken, der aber noch ausbaufähig ist und trotzdem hat mir das Buch gefallen. 
Weil die Schneekugeln mal ganz was anderes sind und der Schreibstil so flüssig ist, bringe ich es nicht über mich das Buch allzu schlecht zu bewerten.

 
 

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